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Gespräch mit Melisa Erkurt – Bildungssystem und Migration

Von: Eva Maltrovsky

Ein moderiertes Gespräch mit der Autorin Melisa Erkurt, die das sehr beachtete Buch Generation Haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben, fand diese Woche in einem Onlineformat im Rahmen der Fortbildung des Studiums an der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland statt.

Lehrer_innen verschiedener Schultypen (Volksschule, Sonderschule, Polytechnische Schule, HTL, HAK und Landesfachschule für Keramik) nahmen daran teil. Auch Studierende im Rahmen ihrer Lehrveranstaltungen „Religionen der Vielfalt“ und „Gesellschaftliche Bedingungen von Bildungsprozessen“ konnten die Möglichkeit des direkten Austausches mit Melisa Erkurt nützen.

Die Mutter Melisa Erkurts flüchtete mit ihrer kleinen Tochter 1991 aus Sarajevo vor dem Bosnienkrieg. Melisa Erkurt hat selbst das österreichische Bildungssystem vom Kindergarten über die AHS bis zum Lehramtsstudium Deutsch, Psychologie und Philosophie erlebt. Sie lernte dann das Schulsystem aus der Perspektive der Lehrerin kennen, unterrichtete an einer Wiener Schule, führte Schulprojekte an Brennpunktschulen durch, wo sie viel über die Sorgen, Anliegen und Probleme der Schüler_innen mit Mitgrationshintergrund erfuhr. Sie ist journalistisch tätig, war beim Magazin biber und ist nun als Redakteurin beim Report (Innenpolitik) im ORF tätig.

Im Gespräch ging es (basierend auf ihrem Buch) um den Bildungsalltag vom Kindergarten bis zur Matura. Es widmete sich dabei vor allem den Verlierern des Systems, den sogenannten "Problemschüler_innen" aus sozioökonomisch schwachen Familien, die meist eine Migrationsbiografie und mangelnde Deutschkenntnisse haben. Junge Menschen, denen der soziale Aufstieg nicht so gut geglückt ist, wie ihr selbst.

Melisa Erkurt schreibt aber auch über die Bedeutung von Vorbildern, über das Privileg, eine Heimat zu haben und darüber, wie die Corona-Pandemie die Mängel und Ungerechtigkeiten im Bildungswesen noch stärker sichtbar werden lässt.

Es kamen ebenso Themen zur Sprache wie Migrationspädagogik, Rassismus im Alltag/Schule, Diskriminierung und Stereotype im Zusammenhang mit Migrant_innen und Muslimen.

Im Schlusskapitel ihres Buches fasst Melisa Erkurt zusammen, was aufgrund ihrer Erfahrungen für das Schulsystem und unsere Gesellschaft wichtig wäre:

  1. Migrant_innen für den Lehrberuf zu animieren, Lehrer_innen auf Diskriminierung zu sensibilisieren
  2. Fachteams mit Sozialarbeiter_innen, Betreuer_innen, Psycholog_innen in Schulen
  3. Ganztagsschule
  4. Neukonzeption des Deutschunterrichts
  5. Migrantenquote in Führungspositionen, Politik, Nachrichtensendungen...

Melisa Erkurts Buch "Generation Haram" ist im Zsolnay Verlag 2020 erschienen.

Weitere Infos zum Buch finden Sie HIER.

Informationen zur Autorin HIER.