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Internationale Tagung an der Justus-Liebig-Universität in Gießen

Lehrende der PPH Burgenland stellten ihr digital-mehrsprachiges Geometriewörterbuch für die Grundschule vor.

Ein Blick in österreichische (Grund-)Schulklassen zeigt ein teilweise sehr heterogenes Bild hinsichtlich der Erstsprachen der Kinder. Diese Situation stellt eine große Herausforderung für jede Lehrkraft dar. An vielen österreichischen Schulen ist aber Muttersprachenunterricht aus Ressourcengründen nicht möglich. Gerade im Kontext eines sprachsensiblen Mathematikunterrichts wird stets nach Möglichkeiten gesucht, Kindern mathematische Inhalte/Begriffe möglichst individuell und differenziert anzubieten. In diesem Kontext wird ein digital-mehrsprachiges Geometriewörterbuch vorgestellt.

Im Rahmen des Schwerpunktes „medien.didaktik.kompetenz“ wurde in den letzten Jahren ein digital-mehrsprachiges Geometriewörterbuch für die Grundschule entwickelt. Dieses Medium stellt eine Ergänzung zum Geometrieunterricht dar. Die einzelnen geometrischen Begriffe werden in Bezug zu den einzelnen Körpern und Flächen in Schriftbild (deutsch) sowie in unterschiedlichen Erstsprachen angeboten, sodass die Schüler_innen mit nicht deutscher Muttersprache die Fachbegriffe auch in ihren Erstsprachen hören können. Aufgrund der technisch einfachen Konzeption ist es jeder Lehrperson möglich, das Geometriewörterbuch auf die jeweilige Lerngruppe abzustimmen (Hinzufügen bzw. Wegnahme bestimmter Sprachen). Ein weiteres Merkmal dieses Konzeptes zeigt sich im Angebot unterschiedlicher Repräsentationsformen der geometrischen Objekte: Neben Fühlkörpern, die jede Lehrperson herstellen oder erwerben kann, werden über QR-Codes dynamische räumliche Bilder sowie räumliche Abbildung (auf zweidimensionaler Ebene) angeboten. Damit ist gewährleistet, dass eine Verschränkung zwischen dem Arbeiten mit physischen und digitalen Medien gewährleistet wird. Neben der didaktischen Erarbeitung im Sinne der konstruktiven Begriffsbildung gilt ein besonderes Augenmerk der regelmäßigen Wiederholung und Verwendung der Begriffe. Ergänzend zur Sammlung der mathematischen Begriffe bietet das Konzept die Möglichkeit unter Verwendung von Concept-Maps diese zu festigen und selbst zu kontrollieren. Im Bereich der ebenen Figuren werden Konstruktionsmöglichkeiten dieser Figuren anhand von Videoclips angeboten. Im Bereich der rechnenden Geometrie können die Schüler_innen die Berechnungsmöglichkeiten von Umfang und Flächeninhalten – bezogen auf die Strategien im Bereich der Grundschulmathematik – nachvollziehen.

Im Herbst 2021 wurde ein entsprechender Artikel mit dem Titel „Mathematik und Mehrsprachigkeit: Konzeption eines digital-mehrsprachigen Geometriewörterbuches“ in der Reihe: Lernen, Lehren und Forschen mit digitalen Medien, Band 7 mit dem Schwerpunkt „Mathematik, Sprache und Medien“ veröffentlicht. Die Autor_innen Ingrid Karner und Markus Reiter stellen in diesem Beitrag das Ergebnis der fächerübergreifenden Zusammenarbeit im Rahmen des Schwerpunktes vor.

Am 27. Jänner 2023 wurden die Autor_innen zu einer Präsentation des Wörterbuches im Rahmen der MaRLen-Tagung – „Mehrsprachigkeit als Ressource beim Lernen von Mathematik nutzen“ – an der Justus-Liebig-Universität, Gießen eingeladen. Nach der Präsentation vor einer Gruppe interessierter Kolleg_innen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich fand eine angeregte Reflexionsrunde mit sehr positivem Feedback statt.

Auf Basis dieses fachlichen Austausches wird in den nächsten Semestern an diesem Konzept weitergearbeitet und an ausgewählten Grundschulen erprobt und evaluiert.