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Jüngst Promovierte der PPH Burgenland im Rampenlicht

In den kommenden Wochen stellen wir Ihnen Mitarbeiter:innen der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland vor, die aktuell ihre Doktorarbeiten erfolgreich abgeschlossen haben.

Dies ist von großer Bedeutung für unsere Hochschule, weil die wissenschaftliche Expertise unserer Lehrenden in deren Wirken an der PPH Burgenland einfließt und eine Anbindung unserer Hochschule an die scientific community sicherstellt.

Wir beginnen diese Reihe mit Lukas Pallitsch.

Lukas Pallitsch wurde 1985 in Eisenstadt geboren, seine Heimatgemeinde ist Oggau im Burgenland. Der ehemalige Leistungssportler, der mehrere nationale Meistertitel in Leichtathletik gewonnen hat, hat Theologie und Germanistik an der Universität Wien studiert. Im Jahr 2010 schloss er sein Theologiestudium und im Jahr 2011 sein Germanistikstudium ab. 2019 krönte er seine akademische Laufbahn mit seinem ersten Doktortitel der Philosophie. Lukas Pallitsch ist außerdem Verfasser zahlreicher Arbeiten im Bereich deutsch-jüdischer Literatur und er publizierte zum Verhältnis zwischen Literatur und Religion. Unter dem Titel "Die Verwandlung der abgebrochenen Kindheit als Exodus" hat Lukas Pallitsch nun erfolgreich seinen zweiten Doktortitel erlangt. In einem exklusiven Interview gewährt er uns Einblicke in sein Leben, seine akademische Reise und die Bedeutung seiner aktuellen Forschungsarbeit.

PPHB: Welche beruflichen Funktionen bekleiden Sie derzeit?

Lukas Pallitsch: Von der beruflichen Position kann ich fast nur im Plural sprechen, denn ich lehre am Gymnasium Wolfgarten, an der PPH Burgenland und bin Fachinspektor für den Höheren Schulbereich. An der PPH Burgenland bin ich am Institut für Ausbildung für das Unterrichtsfach Deutsch zuständig, eine Tätigkeit, die mir wirklich sehr am Herzen liegt.

PPHB: Ihre Dissertation trägt den Titel „Die Verwandlung der abgebrochenen Kindheit als Exodus.“ Können Sie uns mehr über Ihre Arbeit erzählen?

Lukas Pallitsch: Der Titel klingt zunächst etwas kryptisch, doch im Grunde geht es um einen Brückenschlag von Theologie und Literaturwissenschaft. Nach einer Auseinandersetzung mit den theoretischen Begriffen wird im zweiten Teil eine textarchäologische Arbeit vorgenommen, um entlang zentraler Romane des jüdischen Schriftstellers Aharon Appelfeld in ein interdisziplinäres Gespräch zu treten.

Das Bemerkenswerte an den literarischen Texten ist, was sich auch in den Tiefenstrukturen dieser Welt zeigt, wenn man genauer hinblickt: Krieg und Verfolgung lassen die Kindheit vieler Menschen zerbrechen. Die Krise der Flucht zieht dann einen tiefen Riss durch das Leben eines Menschen, der im Grunde nie ganz zu glätten ist. Die literarische Verarbeitung des Unbewältigbaren – und was dabei in Form religiöser Strategien bei säkularen Menschen zur Anwendung kommt – hat mich fasziniert.

PPHB: Gibt es persönliche Episoden aus Ihrer Promotionszeit, die Sie erwähnen möchten?

Lukas Pallitsch: Da gibt es zwei Episoden. Eine erste, durchaus persönliche Perspektive, die ich geben möchte, besteht darin, dass fast niemand etwas von der Abfassung dieser Dissertation wusste. Das hatte weniger mit Geheimniskrämerei zu tun als vielmehr mit dem Umstand, dass ich mich einerseits den Fragen (Wie weit bist du? Wann wirst du fertig?) nicht aussetzen wollte. Andererseits war es fast noch wichtiger, mir immer die Möglichkeit des Ausstiegs offen zu halten. Ich bin beruflich durchwegs auf verschiedenen Ebenen gefordert, sodass mir klar war: Das Zusammenkratzen nahezu aller Wochenenden, Ferien- und Feiertage für die Abfassung dieser Arbeit kann zu wenig (Zeit) sein. Zu können, aber nicht zu müssen, das schien mir ein wichtiger Joker. Mein Betreuer meinte gegen Ende, dass man bei mir am langen und konsequenten Atem die Nachwehen meiner leistungssportlichen Vergangenheit merkt.

Die letzte Episode war für mich die schönste, als mich nach langen Schreibstunden nach der einstündigen Defensio der Prüfungssenat in den Raum gebeten hat, um das Ergebnis kundzutun. Die durchaus persönlich artikulierten Worte nach der Verkündigung behalte ich mir als Ermutigung im Stillen.

PPHB: Haben Sie bereits konkrete Pläne für zukünftige Forschungsprojekte?

Lukas Pallitsch: Es ist durchaus eigenartig, dass ich bei der Erarbeitung eines Themas ganz fokussiert bin und erst im Zuge der Finalisierung neue Ideen aufblitzen. Das kommt also zu einem höchst unpassenden Zeitpunkt, aber vielleicht ist es auch nur der Drang des Menschen zur Prokrastination. Natürlich konnte ich das am Ende nicht brauchen, deshalb habe ich mir als Gewissensstrategie neue Ideen aufgeschrieben und schubladisiert. Zu gegebener Zeit werde ich mich sicher auch neuen Themen zuwenden, vorerst genieße ich aber noch, wie auf dem Gipfel eines Berges sitzend, einen breiteren Horizont vor mir. Aktuell holt mich jedoch der berufliche Alltag ein. Vollkommen abgeschlossen ist es zudem noch nicht, da die Publikation in Buchform anstehen wird. Die Gutachten haben dazu bereits eindringlich ermutigt, zumal ich mit meiner Arbeit durchaus wichtige Forschungslücken schließen konnte.

PPHB: Wie werden die Inhalte Ihrer Doktorarbeit in Ihre Arbeit/Lehre an der PPH Burgenland einfließen? 

Lukas Pallitsch: Die Schoa ist nicht irgendein historisches Ereignis, sondern markiert einen Bruch, der sowohl unsere Kultur als auch unser Denken im Innersten erschüttert. Der Philosoph Jean-Francois Lyotard meinte, die durch die Schoa hervorgerufene Erschütterung sei so groß, dass sie die Instrumente, mit deren Hilfe sie hätte gemessen werden können, zerstört habe. Man kann darüber streiten, ob diese Aussage etwas hypertroph ist, doch sie sollte etwas mit uns machen, sowohl in der täglichen Arbeit als auch mit Studierenden. Deshalb habe ich vor, diese Themen verstärkt in Seminaren einzubetten. Es gibt aber noch einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt in meiner Dissertation, der für meine Arbeit von Bedeutung ist, nämlich die Interdisziplinarität. Weil diese zudem in den neuen Lehrplänen der SEK I ein großes Thema ist, wird es auch in der Lehre ein gefragtes Thema sein.

PPHB: Vielen Dank und nochmals herzlichen Glückwunsch und alles Gute!