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Wertebildung: Was Religionsunterricht leisten kann – und was nicht.

Von: Eva Maltrovsky

Jahreskonferenz für Religionslehrer_innen an AHS und BMHS

Wo und wie werden Werte gebildet? Welche Rolle spielt die Schule dabei? Wie sieht das mit humanistischen und christlichen Werten aus, gibt es signifikant Unterscheidendes?

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Wertebildung präsentierte Konstantin Lindner, Professor an der Universität Bamberg, als Hauptreferent bei der Jahreskonferenz für Religionslehrer_innen an AHS und BMHS am 9. 10. 2019 im Haus der Begegnung in Eisenstadt.

So viel vorweg: Das Elternhaus spielt eine entscheidende Rolle, vor allem, wenn es sich um gebildete Eltern handelt. Die Schule als institutionelles System hat nur begrenzte Möglichkeiten, kann also, genauso wie der Religionsunterricht, die Erwartungshaltung an Schule als eine Kompensationsinstanz nicht erfüllen. Aber dennoch besteht eine gewisse Möglichkeit, auch durch die Schule, den Schüler_innen Impulse zu geben, bestimmte Werthaltungen zu entwickeln oder auch ihre Ansichten ändern zu können. Aber auch die Peergroup kann prägend sein. Nicht zu unterschätzen ist die indirekte Wertebildung, neben einer im Unterricht explizit thematisierten, also direkten Wertevermittlung. So spielt auch interpersonales Agieren eine wesentliche Rolle. Schüler_innen beobachten die Umgangsweise zwischen Lehrkräften untereinander, aber auch, wie Schüler_innen von Lehrer_innen behandelt werden.

Lindner weist auch darauf hin, dass früher mehr von „Moral“ gesprochen wurde, heute steht eher der Begriff „Ethik“ im Vordergrund. So ist auch Kohlbergs Ansatz der „Stufen der Entwicklung des moralischen Urteils“ durch neuere Positionen überholt bzw. ergänzungsbedürftig. Untersuchungen haben gezeigt, dass christliche Werte sich nicht von humanistischen Werten unterscheiden, aber der christliche Sinnzusammenhang und die christliche Fundierung von Werten das Entscheidende ist. Es geht bei der christlichen Werte-Bildung auch um Sinngründe, die in transzendenzbezogenen Referenzen verortet sind. Lindner meint auch, dass die Stärke des konfessionellen Religionsunterrichts darin liegt, dass er Position bezieht. Er hat auch eine wichtige Bedeutung für die Gesellschaft. Habermas hat bereits gesagt, dass die Religionen ein Vernunftpotential besitzen, das in die Gesellschaft eingespeist werden sollte.

Der Nachmittag der von Eva Maltrovsky geleiteten Jahreskonferenz wurde von Schulamtsleiterin Andrea Berger-Gruber eingeleitet. Sie präsentierte ihre Anliegen, Vorhaben und Schwerpunkte für die Zukunft. Andreas Hoffmann informierte über die nun im LMS zu findende Plattform „Relicampus“. Walter Hermann stellte das Projekt in Zusammenarbeit mit der Berufsgemeinschaft „feel the pulse“ anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Diözese Eisenstadt vor, an dem alle Religionslehrer_innen mit ihren Schüler_innen mitgestalten können. Bemerkenswert ist die äußerst gelungene, pfiffige, junge Menschen sehr ansprechende visuelle Gestaltung der Website.

Bischofsvikar P. Karl Schauerund Petra Zöchmeister-Lehner gaben einen Ausblick auf die geplanten Veranstaltungen und Aktivitäten zum Diözesanjubiläum 2020.