"Zurück zum Ursprung. Zurück dorthin, wo einst meine Vorfahren lebten. Auf nach Kroatien!"
- mit diesen Worten startete mein Motivationsschreiben, das ich vor rund einem Jahr verfasst habe. Damals wusste ich zwar, dass ich ein Semester lang im Ausland studieren möchte, allerdings wusste ich noch nicht, was mich dort alles erwarten würde.
Ein Jahr später sitze ich erneut vor meinem Laptop, heute jedoch mit viel mehr Reife sowie Wissen, das ich aus dem Ausland mitnehmen durfte.
Meine Zeit in Kroatien begann Ende September 2018 mit dem Einzug in meine erste eigene Wohnung, die Vorlesungen und Seminare starteten zwei Wochen später. Nachdem ich anfangs noch Probleme hatte, mich im großen Universitätsgebäude zurechtzufinden sowie alles Organisatorische zu regeln, pendelte sich langsam der Alltag ein. Für mich als Burgenlandkroatin war es kein Problem, mich auf Kroatisch zu verständigen, und es gefiel mir besonders gut, tagtäglich Unterschiede zwischen meiner Muttersprache und dem Kroatischen zu finden.
Insgesamt besuchte ich sieben Lehrveranstaltungen, davon eine pädagogische, drei an der Germanistik und drei an der Kroatistik.
Mein Lieblingsseminar war das Seminar zur kroatischen Dialektologie, bei welchem ich am Ende des Semesters den kroatischen Dialekt meines Dorfes präsentieren durfte. Außerdem fand ich es sehr interessant, dass in Zagreb eine Lehrveranstaltung über Burgenlandkroaten angeboten wurde. Es war eine große Ehre für mich, mit den Student_innen einerseits meine Erfahrungen zu teilen und andererseits ihre Meinungen zu hören. Die kroatischen Seminararbeiten, die ich verfassen musste, stellten für mich eine große Herausforderung dar, durch die ich jedoch Stück für Stück wachsen konnte.
Vom Studium an der Germanistik in Zagreb war ich positiv überrascht. Das Deutschstudium ist sehr anspruchsvoll und von den Studierenden wird viel verlangt – in einer Literaturlehrveranstaltung z. B. waren 15 Bücher zu lesen, die prüfungsrelevant waren.
Dadurch, dass jede meiner Deutschlehrveranstaltungen in einem anderen Semester war, konnte ich die Entwicklung, sowie Schwierigkeiten und Interessen der Studierenden beobachten. Außerdem habe ich auch gerne unterstützt, falls jemand Probleme hatte. Hoffentlich können mir diese Erfahrungen im späteren Berufsleben beim DaF-Unterricht helfen.
Das Studentenleben in Kroatien unterscheidet sich nicht zu sehr von jenem in Österreich. Überraschend für mich waren bloß die Preise in den Mensen – für umgerechnet 1,20 € bekommt man als Studierende_r eine Suppe, eine Hauptspeise, eine Nachspeise und ein Getränk. Auch ohne den Studentenrabatt kostet das Essen nur um die 3,50 €, dafür sind jedoch andere Bereiche des Alltags überdurchschnittlich teuer für kroatische Verhältnisse.
Wenn ich gerade nicht in der Uni oder in der Mensa war, spazierte ich durch die Stadt oder traf mich mit kroatischen oder internationalen Freunden. Abends besuchte ich des Öfteren das kroatische Nationaltheater und sah mir Opern, Theaterstücke oder auch Ballettaufführungen an. Ein großes Highlight war der Zagreber Christkindlmarkt im Dezember. Obwohl die Stadt voller Touristen war, konnte man den Weihnachtszauber alleine durch die Luft aufnehmen und die magische Atmosphäre mit einem warmen Punsch inmitten eines Lichtermeeres genießen.
Mein persönlicher Höhepunkt war der Auftritt mit meiner Band „Eargasmus“ in einem der renommiertesten Rockclubs der Stadt. Mit anderen Erasmus-Studierenden aus den verschiedensten Ländern Europas, die mit mir meine Leidenschaft für Musik teilten, gründete ich bereits im September eine Band. Wir trafen uns wöchentlich in einer gebuchten Musikgarage, um uns für unseren Gig vorzubereiten. Es war für mich absolut das Schönste, den zahlreichen Rockliedern mit meinem Gesang einen Rahmen zu geben, sie mit dem Keyboard mitzugestalten oder ihnen durch die Tamburica einen neuen Sound zu verleihen. Mit all diesen tollen Menschen bin ich noch stets in Kontakt und hoffe sehr sie bald zum gemeinsamen Musizieren wieder zu treffen.
Rückblickend auf mein Semester in Kroatien kann ich definitiv sagen, dass ich mich weiterentwickelt und mich selbst besser kennengelernt habe. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich mein eigentliches Ziel erreicht habe und mich mündlich sowie schriftlich im Umgang mit dem Standardkroatischen um einiges verbessern konnte. Von meiner Zeit in Kroatien kann ich von jeder einzelnen Erfahrung – egal ob positiv oder negativ – etwas für mein weiteres Leben mitnehmen und nun mit Zufriedenheit zurückblicken, dass ich für mich selbst definitiv das Beste herausgeholt habe und mich gerne an das Erlebte erinnere.
Anna-Maria Sagmeister