Siegmund Kleinl: PropheZeit
Ausformungen eines Warnsichtigen
PropheZeit ist ein poetisches Großwerk, das zwischen 2003 und 2018 entstanden ist.
Der literarische Hintergrund für die 275 Gedichte der drei Teile dieses Buches sind die Texte der 20 biblischen Schriftpropheten. Sie haben als Warnsinnige in beeindruckenden Bildern gewarnt vor den Folgen von politischen, gesellschaftlichen und sozialen Fehlentwicklungen ihrer Zeit wie Egomanie, Machtmissbrauch, Korruption, Lüge, Betrug, Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung, Ausgrenzung und grenzenloser Gier.
Wie die Propheten dem inspirierten Wort im Wort waren, so ist auch der Schreiber dieser Gedichte dem Wort im Wort.
Er ist wie die prophetischen Dichter ein Warnsinniger, der auf die Sprache hört und Fehlentwicklungen unserer Zeit in einer hochpoetischen Sprachform und Formensprache vor Augen führt.
In diesen Gedichten steht nicht die Botschaft im Vordergrund, die nach den ihr entsprechenden Worten sucht, sondern das Wort, das die Botschaft für unsere Gegenwart schöpferisch hervorbringt, so wie es noch nicht gesagt worden ist.
In der aktuellen politischen, gesellschaftlichen und sozialen Situation ist es nach Ansicht des Autors wichtig, Widerstand zu leisten. Dabei geht es nicht darum, jemanden feindselig zu bekämpfen, sondern das Bewusstsein zu verändern, zu erweitern und zu schärfen. Da Bewusstsein eng mit Sprache verbunden ist, kann eine andere Sprache als die gewohnte, von gängigen Redeformeln, Klischees und leeren Phrasen bestimmte ein anderes Denken am stärksten bewirken: die poetische. Es ist der Widerstand der Ästhetik, der in den Gedichten wirksam werden kann, wenn sich der Leser darauf einlässt. Der Spracharbeit des Dichters entspricht die Lesearbeit des Rezipienten. Der Widerstand der Ästhetik wird aktiviert, wenn Autor und Leser zusammenwirken. Ästhetik wird dann zu Ästhethik im Miteinander der Differenzen.
Der bildende Künstler Wolfgang Horwath hat zu den Gedichten 20 Radierungen geschaffen, die in zwei Teilen zu je zehn Bildern in das Buch integriert sind und ihm eine zusätzliche ästhetische Qualität geben. Sie bieten keine Illustration der poetischen Texte, sind vielmehr eigenständige Kunstwerke, die in graphischer Form die vielschichtige Thematik der Poeme reflektieren.