Von der Schlagermusik zur Schule – die Künstlerin Ulrike Mayer zu Gast an der PPH Burgenland
Die Sängerin und „Songwriterin“ Ulrike Mayer aus Wimpassing an der Leitha, auch bekannt als „Die Mayerin“, wurde 2019 mit dem Amadeus-Award in der Sparte Volksmusik und Schlager ausgezeichnet. Neben ihrer Tätigkeit als Sängerin ist sie auch selbständige Psychologin mit eigener Praxis und Deutschlehrerin am Wifi Eisenstadt, wo sie junge Menschen, die Lehre mit Matura machen, unterrichtet. Am 14. Mai 2019 war sie an der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland und beantwortete im Rahmen der Lehrveranstaltung „Geschlecht und soziale Ungleichheit“ die Fragen der Studierenden.
Studierende: Was sind Ihre eigenen Erfahrungen bezüglich Geschlecht und Ungleichheit?
Ulrike Mayer: Schon von klein auf habe ich eine „traditionelle“ Rollenverteilung vermittelt bekommen. Meine Mutter war Lehrerin und kümmerte sich um den Haushalt, mein Vater war Bankdirektor und verdiente den Großteil des Lebensunterhalts. Als ich 2012 mein erstes Kind bekam, habe ich das Gefühl gehabt, dass die Kindererziehung nicht partnerschaftlich verteilt ist, sondern mir der Großteil dieser Aufgabe zufiel. Ich empfand diese Mutterrolle eher als eine Bürde, und die ursprüngliche Vorstellung einer gleichberechtigten Erziehung wurde nicht erfüllt. Ich suchte Zuflucht in der Musik.
Auch in meiner Musikkarriere habe ich manchmal den Eindruck, dass männliche Sänger gegenüber weiblichen Sängerinnen bevorzugt werden. Die Musikbranche insgesamt ist mit ca. 90 % Männern besetzt. Da musste ich schon kämpfen, um nicht unterzugehen. Mir wurde weiters unterstellt, mein Amadeus Award 2019 wäre nur meinem Geschlecht zuzuschreiben, ich hätte es nicht verdient. Viele Frauen meinen, sie müssten ihr Aussehen verändern, um erfolgreicher in der Musikbranche zu sein.
Studierende: Welche Auswirkungen hat das Faktum auf Kinder, dass der Großteil der Lehrer_innen der Primarstufe weiblich ist?
Ulrike Mayer: Das ist definitiv eine Herausforderung! Vor allem gibt es auch viele Scheidungen, Kindern fehlt oft die Vaterrolle. Dagegen sollte gezielt etwas gemacht werden wie zum Beispiel die Förderung von Männern für die Primarstufe.
Studierende: Ihre Tipps für zukünftige Primarstufenlehrer_innen?
Ulrike Mayer: Nicht „verkindlichen“! Die Schüler_innen nicht wie kleine Kinder behandeln, das hat eine Auswirkung auf das Verhältnis zu ihnen. Lehrer_innen brauchen natürliche Autorität. Oft reden Lehrer_innen auch mit Eltern in einer überaus kindlichen Art und Weise, das ist unangebracht und führt zum Verlust dieser Autorität.
Studierende: Die Schule hat große Entwicklungen durchgemacht. Die Lehrer_innenrolle sollte sich anpassen. Wie stehen Sie dazu?
Ulrike Mayer: Man sollte den Schüler_innen vermitteln, dass sie ihre Ziele erreichen können. Lehrer_innen sollten ermutigen, nicht entmutigen! Das Beurteilen bzw. Notengeben ist ein überaus sensibler Vorgang, Kinder können da sehr verletzt werden. Einen Fünfer zu geben ist oft ein Urteil über Kinder, welches sehr lange nachwirkt.
Studierende: Welche Parallelen gibt es zwischen einer Musikerin und einer Lehrerin?
Ulrike Mayer: Als Lehrer_in ist man ein Popstar, der große Aufmerksamkeit genießt. Man sollte spontan auf sein „Publikum“ reagieren und sich anpassen können. Das gilt gleichermaßen für die Musik: Das Setup ändere ich sofort, wenn ich merke, dass es nicht passt. Lehrer_innen sollten auch den Mut haben, Dinge situationsabhängig zu verändern.
Studierende: Wie hat Sie das Psychologiestudium geprägt? Hatte dies auch Auswirkungen auf Ihre Musik?
Ulrike Mayer: Das Studium selbst eher weniger, das war sehr trocken und theoretisch. Allerdings habe ich zu dieser Zeit eine Zusatzausbildung als Lebensberaterin gemacht und mich sehr intensiv mit bestimmten Themen beschäftigt, die mich bis heute begleiten. Ich bin auch froh, dass ich beides habe – sowohl Musik als auch meine Praxis. Wenn ich etwas brauche, kann ich jederzeit auf beides zurückgreifen. Meine Erfahrungen als Psychologin wirken sich auch eindeutig auf meine Musik aus. Ich möchte mit meinen Songs auch etwas aussagen und nicht einfach nur Leuten gefallen, die Party machen wollen.
Studierende: Was sind Ihre Zukunftspläne?
Ulrike Mayer: Momentan schreibe ich an den Songs für mein zweites Album. Ein Lied, das mich besonders beschäftigt, handelt von der Rolle als Mutter und dass man sich nicht selbst vergessen und in dieser Rolle verlieren sollte. Ich denke, dass sich damit bestimmt viele Mütter identifizieren können.