Science-Fiction-Thriller „The Circle“

James Ponsoldts Verfilmung von Dave Eggers Bestseller „The Circle“ beschreibt eine Welt von Unfreien, deren Leben von einer allumfassenden Virtualisierung bestimmt und durchdrungen ist. Der Circle ist ein visionäres Hightech-Unternehmen, das die Vernetzung des gesamten Lebens anstrebt, eine fiktive Mischung aus Firmen wie Apple, Facebook und Google. Und mittendrin: die junge Mae Holland, die als neue Mitarbeiterin in die Firma kommt und kometenhaft aufsteigt, nachdem sie ihr Privatleben in einem Modellprojekt vollkommen öffentlich macht. Hauptdarsteller_innen sind Emma Watson und Tom Hanks.

Die 24-jährige Mae Holland (Emma Watson) ist überglücklich. Sie hat einen Job in dem angesehensten Internetkonzern der Welt ergattert: dem „Circle“, einem riesigen Datensammler, der an totaler Transparenz und vollständiger Vernetzung arbeitet. Privatheit ist dort verpönt. Alles wird gepostet, kommentiert und öffentlich gemacht. Der damit verbundene soziale Druck auf die Mitarbeiter_innen wird kaum wahrgenommen, der Circle gilt als hippes, innovatives, sozial engagiertes Unternehmen.

"Teilen ist heilen", so lautet eine Regel des Circle. Und: "Alles Private ist Diebstahl". Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so das Ziel der „drei Weisen“, die den Konzern leiten – würde es weder Schmutz noch Kriminalität im Internet geben. Wer keine Geheimnisse mehr hat, kann nichts Amoralisches oder Böses tun, so das Credo des Circle und der naive Gedanke der Internet-Enthusiasten, die sich um die Konzernleitung sammeln.

Mae Holland ist begeistert von den Visionen des charismatischen Firmengründers Eamon Bailey (Tom Hanks) und kann Bedenken, wie die ihres Ex-Freundes Mercer (Ellar Coltrane), nicht verstehen. Das Firmengelände, wo die Mitarbeiter_innen rundum versorgt werden, und ihre Arbeit werden nach und nach zu Maes Lebensmittelpunkt. Sie stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, Gratis-Konzerten und coolen Partys. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze, indem sie als erster Mensch mit einer Minikamera ausgestattet 24 Stunden am Tag online ist.

Nur der mysteriöse Ty (John Boyega) passt nicht in dieses Schema und sorgt für Verwirrung. Er behauptet, Mitarbeiter zu sein, doch Mae kann ihn im Computer, der zu jeder Zeit anzeigt, wo sich Mitarbeiter_innen aufhalten, nicht finden. Trotzdem kennt Ty auf dem Gelände Türen und Gänge, die nirgends verzeichnet sind. Und er versucht, Mae zu warnen...

Die von den Darsteller_innen gezeigte Euphorie, die neue Entwicklungen des Circle wie etwa ständig aktivierte Mini-Kameras oder audiovisuelle Live-Netzwerkschaltungen auslösen, ist – zumindest beim Publikum – gepaart mit einer großen Skepsis. Sie wirft zentrale gesellschaftspolitische Fragen auf, die den Nerv der Zeit treffen und höchst aktuell sind: Worin besteht Freiheit wirklich? Kann von Freiheit noch gesprochen werden, wenn man sich bedingungslos den wirtschaftlichen Interessen eines Großkonzerns unterordnet? „The Circle“ ist in überspitzter filmischer Ausprägung ein kritischer Fingerzeig auf die omnipräsenten und überbordenden Formen virtueller Kommunikation in den sozialen Netzwerken, wo Menschen direkt und indirekt eine Fülle persönlicher Daten von sich preisgeben und damit freiwillig ihre Privatsphäre opfern. Insbesondere für ein jugendliches Publikum, dessen Medienbiografie von Anfang an von diesen Kommunikationsformen geprägt war, bietet „The Circle“ eine breite Projektionsfläche, die nur auf den ersten Blick futuristisch anmutet, aber eigentlich ein Abbild unserer Gegenwart ist.

Fazit: Egal, ob man den Film nun liebt oder nicht, er regt jedenfalls zum Nachdenken an, über den technischen Fortschritt, über das eigene Nutzungsverhalten in sozialen Medien, über Datenschutz und Privatsphäre, über Transparenz im Dienste des Gemeinwohls. Alle, die ihn gesehen haben, werden sich danach heftigen und vermutlich auch kontroversen Diskussionen nicht entziehen können.