Musik, die von innen kommt
Gastautor Martin Czernin
2020 wird auch im Burgenland der bedeutende Vertreter der Wiener Klassik, Ludwig von Beethoven (1770–1827), anlässlich seines 250. Geburtstages gefeiert. Dabei steht naturgemäß seine Zeit als Schüler von Joseph Haydn und sein Kontakt zur Familie der Fürsten Esterházy im Vordergrund. Als Schüler Haydns dürfte Beethoven bereits während eines Aufenthaltes in Eisenstadt im Sommer 1793 mit der fürstlichen Familie in Kontakt gekommen sein. Nachdem Fürst Nikolaus II. Esterházy (1765–1833) 1794 die Regierungsgeschäfte übernommen hatte (bis 1833), subskribierte er 1795 Beethovens erste gedruckte Kompositionen, die Klaviertrios Opus 1. Fast zehn Jahre später widmete Beethoven 1804 Fürstin Maria Josepha Hermenegilde Esterházy (1768–1845) seine Drei Märsche Opus 45, bevor er 1807 – wahrscheinlich auf Empfehlung Joseph Haydns – von Fürst Nikolaus II. den Auftrag erhielt, für den Namenstag der Fürstin eine Messe zu komponieren. Daraufhin entstand Beethovens berühmte C-Dur-Messe, die am 13. September 1807 unter der Leitung des Komponisten in der Bergkirche in Eisenstadt uraufgeführt wurde. Da Beethoven für die neue Komposition andere stilistische Mittel verwendete als sein Lehrer Haydn, gefiel dem Fürsten das Werk nicht wirklich. Obwohl heute noch im Musikarchiv des Schlosses Esterházy in Eisenstadt eine Abschrift dieser Messe mit einer offiziellen Widmung an den Fürsten Nikolaus II. existiert, widmete Beethoven auf Grund von dessen ablehnender Haltung die spätere Druckfassung dem Fürsten Ferdinand von Kinsky (1781–1812).
Den zweiten Schwerpunkt zu Beethoven findet man dieses Jahr im Geburtshaus von Franz Liszt in Raiding. Hier denkt man unweigerlich sofort an die allgemein bekannte „Legende vom Weihekuss“, der zufolge der junge Franz Liszt nach seinem Konzert am 13. April 1823 in Wien von Ludwig van Beethoven auf die Stirn geküsst worden sein soll. Heute weiß man allerdings, dass Beethoven dieses Konzert nicht besucht hat und die Begegnung mit Beethoven bereits am 7. April 1823 in Beethovens Wohnung in Wien stattgefunden hat. Für Franz Liszt war diese Geschichte aber so wichtig, dass er sie selbst immer wieder erzählt hat und seiner Verehrung für Beethoven dadurch Ausdruck verlieh, dass er zeit seines Lebens Beethoven und dessen Musik nicht nur verehrte, sondern zahlreiche Werke Beethovens in Konzerten aufgeführt und auch für Klavier bearbeitet hat. Dabei hat er – ganz im Gegensatz zu den Werken anderer Komponisten – kaum satztechnische Änderungen vorgenommen. Bedeutend sind hier vor allem die Ausgabe sämtlicher Klaviersonaten sowie von Symphonien, Ouvertüren und einigen Liedern Beethovens. Seine erste Chorkomposition, die Erste Beethoven-Kantate, schuf Liszt 1845 zum 75. Geburtstag Beethovens und führte diese auch im Rahmen eines von ihm geleiteten Beethoven-Festivals in Bonn auf, bei dem u.a. auch das Bonner Beethoven-Denkmal enthüllt wurde. Seine Zweite Beethoven-Kantate komponierte Liszt 1869/70. Bedeutend sind aber auch Liszts seltene Dirigate von Werken Beethovens und dessen bekannte Hammerklavier-Sonate Opus 106, die vor der Aufführung durch Franz Liszt als „unspielbar“ galt und erst durch Franz Liszt in die Programme der Konzerthäuser Aufnahme fand. Im Rahmen der Aufführungen dieser Sonate setzte Franz Liszt auch aufführungspraktisch ganz neue Maßstäbe.
Diesen historischen Bezügen Beethovens widmet das Landesmuseum Burgenland dieses Jahr zwei Schwerpunkte (siehe: Tipp =>).