Hallo, mein kleiner Freund

Diese Nachricht erreicht mich an einem Märznachmittag mitten in der Covid-Krise. Sie kommt von Pakin, 9a, der mit seinem Papa allein in einer 28 m2 Wohnung lebt und seit längerem schon nicht draußen gewesen ist. Für ihn, und nicht nur für ihn, läuft das Leben gerade in Zeitlupe. Das distance-learning mutiert zwar des Öfteren vom Zeitlupen- in den Zeitraffermodus. So berichten es zumindest Kids und Teens. Und nicht nur sie. Ähnliches ist auch von Lehrer_innen zu hören. Es ist vieles auf den Kopf gestellt, und die Seele rotiert manchmal.

Als hinlänglich bekannt darf man voraussetzen, dass bei Katastrophenbedingungen auch jene Kids und Teens in ihrer Lernbereitschaft eingeschränkt sind, die keine auffällige Symptomatik zeigen. Darauf machen Bildungsministerium und Bildungsdirektionen immer wieder aufmerksam.

Aber wie als Lehrer_in umgehen mit Kindern und Jugendlichen, die ängstlich, allein, aggressiv und depressiv sind, sich ritzen oder abdriften? Wie kann emotionale Unterstützung in Corona-Zeiten seitens von Lehrer_innen aussehen?

Ein paar Gedankenanstöße:

  1. Gespräche und Kontakt via Telefon, E-Mail, WhatsApp und Skype (u.a.) suchen und anbieten, gleichzeitig nicht „Eltern“ spielen, d.h. aktiv beim Kind/Jugendlichen nachfragen und Kontakt aufnehmen, v.a. bei jenen, bei denen man weiß, dass es Probleme gibt.
  2. Sich über den Lernstoff/die Aufgaben an die Befindlichkeit der Kids und Teens herantasten.
  3. Im Kontakt Zuversicht und Sicherheit vermitteln, das überträgt sich auf die Schüler_innen.

Wie geht das?

  • (Symbol)Geschichten, Witze und Texte, die die Situation aufgreifen und die beruhigen, mitschicken und/oder bearbeiten lassen.
  • Sich auf das Positive fokussieren: z.B. schreibe ein Tagebuch (auch online) und notiere jeden Tag mindestens drei schöne Erfahrungen des Tages (kann auch ein Fototagebuch sein).
  • Kein Beschönigen oder Vorspielen von Optimismus, wo es nicht angebracht ist. Das nehmen einer/einem die Schüler_innen nicht ab.
  1. Schüler_innen einladen, sich an persönlichen Erfolgserlebnissen zu orientieren und sich diese in Erinnerung zu rufen. Was hat zu deinem Erfolg beigetragen? Lässt sich das Vergangene auf die aktuelle Situation übertragen?

Bekanntlich ist der Modus in der Krise die vielbeschworene Chance für die Zeit nach der Krise. Ob dem so ist - wer weiß? Also Krise hin, Krise her. Vieles ist auch jetzt förderlich, um Kinder in schwierigen Situationen zu stärken.