„Einfach weg!“ Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland.
Von Gerhard Baumgartner und Herbert Brettl
Bis zu ihrer weitgehenden Ermordung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten lebten im Burgenland rund 8.000 Roma in 120 Siedlungen mit einer Einwohnerzahl zwischen jeweils 10 bis 300 Personen. Nach der Deportation ihrer Bewohner_innen in die nationalsozialistischen Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager wurden die meisten dieser Siedlungen abgerissen und zerstört. Heute sind nur noch wenige dieser Siedlungen erhalten.
Jahrzehntelang wurde dieses dunkle Kapitel der Geschichte sowohl von den österreichischen Behörden als auch der Öffentlichkeit verschwiegen und verdrängt. Erst Ende der 1970er wurde dieses Genozid erstmals von engagierten Journalist_innen aufgegriffen, systematische Forschungen wurden jedoch erst nach der offiziellen Anerkennung der Roma als sechster österreichischer Volksgruppe 1993 in Angriff genommen.
In ihrem Buch „Einfach weg!“ Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland erzählen Gerhard Baumgartner, Journalist und Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien, und Herbert Brettl, Historiker und Lehrbeauftragter an der PPH Burgenland, die Geschichte dieser Romasiedlungen, von ihrer Gründung im 18. Jahrhundert bis hin zur Situation in der Nachkriegszeit. Der Band ist eindrucksvoll dokumentiert mit zahlreichen historischen Bildquellen und Schriftstücken, zusammengetragen aus österreichischen sowie ungarischen Archiven und aus einer Vielzahl privater und lokaler Sammlungen. Dadurch erhalten die Leser_innen einen neuen, facettenreichen Eindruck von der Lebenswirklichkeit der burgenländischen Roma vor 1938.
Die Dokumentation versteht sich als Beitrag zur burgenländischen Landesgeschichte, vor allem aber auch zur lokalen Geschichte der burgenländischen Gemeinden. Sie wirft insbesondere ein Schlaglicht auf die weitgehend unbekannte österreichische Geschichte der mehrheitlich sesshaften Romabevölkerung.
Mit diesem Buch und der darin dokumentierten Forschungsarbeit leisten die Autoren einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen und für das „Wachsam Bleiben“.