Fester Knoten im Beziehungsnetz
Die beruflichen Leistungen der Vizerektorin an der PPH Burgenland müssen andere würdigen, ich schätze Inge Strobl-Zuchtriegl als Privatperson, für mich ist sie eine meiner treuesten Freundinnen, ein fester Knoten in meinem Beziehungsnetz.
Wann unsere Beziehung begann, kann ich gar nicht mehr genau datieren. Wir lernten uns vor weit mehr als 30 Jahren in einer religiösen Gruppe in Wien kennen, wollten gemeinsam unseren christlichen Glauben vertiefen, unser Leben bewusst reflektieren und Gottes Wirken ergründen. Die regelmäßigen Treffen, die nicht von Plaudern und Konkurrenzkämpfen, sondern meist von sehr ehrlichen, offenen, kritischen Worten und manch hitzigen Diskussionen geprägt wurden, bildeten das tragende Fundament unserer Beziehung. Der plötzliche, für uns beide unfassbare Tod einer gemeinsamen Freundin, festigte unsere Verbindung noch mehr.
Obwohl diese Gruppe schon lange nicht mehr besteht, ist das Freundschaftsband zu Inge nie abgerissen, denn sie ist treu, sensibel, hilfsbereit. Ich kenne sie als kreatives Organisationstalent, das sich für ein Projekt nicht nur begeistern, sondern auch bis zur persönlichen Erschöpfung selbst ausbeuten kann. Ich denke Aktivität ist ihr immer wichtiger gewesen als Kontemplation. Da sind wir einander ähnlich. Meditieren ist nicht unsere Leidenschaft. Wir brauchen die Aktion, das uns fordernde Projekt. Mit „Himmel und Haydn“ gelang Inge ein Meisterstück. Für mich bot diese Veranstaltungsreihe die frohe Gewissheit, am 31.Mai - Haydns Todestag und traditioneller Konzerttermin in der Reihe „Himmel und Haydn“ - treffe ich Inge in der Bergkirche. Eine Chance, die ich mir kaum einmal entgehen ließ.
Im Laufe der Jahre gab es durchaus Phasen, in denen wir kaum Kontakt hatten. Beruf, familiäres und kirchliches Engagement sowie örtliche Distanz ließen uns keine Zeit für regelmäßige Begegnungen. Doch sobald wir miteinander kommunizieren, sind wir auf einer Wellenlänge und spüren die verbindende Energie. Inge hat eine ausgeprägte Sensibilität für die Nöte anderer Menschen. Da ist sie zur Stelle, schmeißt ihren Terminplan um, schaut schnell vorbei, um die Lage oder das Problem zu erkunden, und steht mit Rat und Tat zur Seite. Auf sie kann ich mich verlassen.
Ein Loblied zur Verabschiedung als Vizerektorin kann ich nicht anstimmen. Aber ich kann mich über diese Pensionierung aus einem ganz besonderen Grund freuen: sie schafft - wie ich aus persönlicher Erfahrung weiß - Platz für neue Wege. Vielleicht stemmen wir noch gemeinsam ein neues Projekt, entdecken die Kraft der Kontemplation oder nehmen uns endlich wieder einmal Zeit für eine gemütliche Plauderstunde.
@Bild: „Auf diesem Bild zeigt Inge, wie sie ihren Platz in meinem Beziehungsnetz erklärt.“ Eleonore Bayer