Wolf Peter
Ich bin aufgewachsen in einer Volksschule mit Priesterlehrern und als ich ins Gymnasium kam, war es wieder ein geistlicher Religionslehrer, entsetzlich nett und entsetzlich langweilig, er möge es mir verzeihen, und dann kam sie! Ich glaube fast, dass wir ihre erste Klasse waren. Wir dachten alle, wir könnten sie auf den Arm nehmen und machten auch einige Versuche, ich allen voran und dann: meinte sie es ernst!
So ernst, wie ich vorher und nachher keinen Lehrer erlebt habe. Endlich jemand, der Religionsunterricht als Ethikunterricht verstand, mit dem wir leidenschaftlich diskutieren konnten in unserem Chaos der Pubertät. Kein Lehrer konnte wichtiger sein als sie und die Stunden waren die Höhepunkte der Woche. Nebenbei war sie noch meine Mathematiklehrerin, aber niemand ist vollkommen!
Der Umstand brachte mir bei, dass das Leben aus Widersprüchen besteht! Jahre später traf ich sie wieder, im Burgenland, ich war bereits drei Jahrzehnte Schauspieler, mein Leben hatte völlig unerwartete Wendungen genommen. Keinem Lehrer wäre ich lieber wiederbegegnet als ihr.